Auf dieser Seite werden in zwangloser Reihenfolge Barmer Persönlichkeiten vorgestellt, die die Entwicklungs Barmens und Hochbarmens mit geprägt haben

Vielen dieser "Barmer Köpfe" sind im Barmer Wald und in den Barmer Anlagen Denkmäler gewidmet und es wurden Wege und Plätze nach ihnen benannt

 

Einer Anregung von Bernd Lamprecht, Vorsitzender der Johann-Victor-Bredt-Gesellschaft und stellvertretender Vorsitzende des Bürgervereins Hochbarmen e.V., folgend, wurde am 5. Oktober 2020 im Barmer Verschönerungsverein

 unter dem Titel „Erinnerungskultur“ eine Kommission gegründet, die sich umfangreiche Recherchen vorgenommen hat. Klaus Günther Conrads, BVV-Vorstandsmitglied, wurde zum Vorsitzenden der BVV-Kommission „Erinnerungskultur“ gewählt. Diese Kommission veranstaltet seit Oktober 2020, soweit es Corona zulässt, regelmäßige Exkursionen zu den Punkten im Barmer Wald und in den Parkanlagen des BVV, die den Barmer Persönlichkeiten gewidmet sind.



 

Ludwig Ernst Toelle gab Aussichtsturm seinen Namen

 

 (kgc). Es war einmal eine Zeit, in der der Unterbarmer Fabrikant Ernst Ludwig Toelle regelmäßig über den Barmer Südhöhenzug spazierte, weil ihm der weite Blick in das Bergische Land gefiel. Die Fernsicht war noch nicht verstellt und es gab noch nicht die hohen Bäume links und rechts des Höhenweges, die für uns selbstverständlich sind. Bei einem Spaziergang kam Toelle die Idee, an seiner Lieblingsstrecke, gesäumt von Buschwerk, Heide und verkarsteten Flächen, einen Aussichtsturm zu bauen. Mit dieser Auflage vermachte er dem 1864 gegründeten Barmer Verschönerungsverein testamentarisch eine Summe von 15.000 Goldmark. Im Jahr nach dem Tod Toelles wurde 1887 eine Baustelle eingerichtet, die die Bürger neugierig machte: ein Turm wurde errichtet ...

 

Der Familie Toelle gehörte die 1853 in der Loher Straße 9 gegründete Fabrikation gummielastischer Waren. Der am 23. August 1823 in Stolberg/Harz geborene Ludwig Ernst Toelle, Vater von drei Söhnen und einer Tochter, wohnte nebenan in der Loher Straße 5 und war außerdem Stadtverordneter seiner Heimatstadt Barmen. Nach seinem Tod am 2. Oktober 1886 in Barmen bat die Familie den Barmer Verschönerungsverein, der in den 130 Jahren seines Bestehens stets Grund und Boden zur Verfügung gestellt hat, wenn Bürgerdenkmäler und Erinnerungsstätten errichtet werden sollten, um die Erfüllung des Stifterwunsches. Im Laufe des Jahres 1887 ist der Turm errichtet worden. Die Erstbesteigung durch die Bevölkerung fand am 29. April 1888 statt. Im ersten Jahr zahlten 21.660 Personen den Eintrittspreis von 10 Pfennig. Der Toelleturm wurde zu einem beliebten Ziel für Spaziergänger und Wanderer, doch erst mit der Inbetriebnahme der Barmer Bergbahn am 16. April 1894 konnten Besucherrekorde verzeichnet werden. Als Beispiel kann ein Sonntag im Sommer 1899 dienen, den die Chronik als herrlichen Tag und einladend für einen Ausflug "mit Kind und Kegel" schildert. In der Zahnradbahn im Bergbahnhof am Clef drängen sich die Erholungssuchenden. Rasch ist der Wagen überfüllt und begibt sich auf den Weg in den schon immer "besseren Teil" der Stadt. Oben lockte eine in jener Zeit einmalige Möglichkeit, die Heimat von oben zu sehen. Schließlich gab es weder Flugzeuge, noch Fernsehen.

 

Die Barmer Hochebene liegt 333 Meter über dem Meeresspiegel. Durch seine Höhe von 26,25 Meter hat die Aussichtsplattform eine Höhe von etwa 360 Meter über Normal Null. Zuvor sind 146 Stufen zu überwinden. Der runde, sich nach oben verjüngende Toelleturm ist zweischalig mit Beyenburger Grauwacke gemauert. Über der Eingangstür zum Innenraum im Erdgeschoß ist eine Bronzetafel angebracht: "Toelleturm, erbaut 1888, erneuert 1978". In diesem Raum konnte sich früher der Turmwärter aufwärmen. Im vergangenen Jahrzehnt haben Vereinsmitglieder ehrenamtlich die Betreuung der Besucher übernommen. Über eine Außentreppe gelangt man zu einem Umgang, 7 Meter über dem Plateau. Eine Türe führt ins Innere und an der Wand hängt die Widmungstafel mit folgendem Text: "Dieser Aussichtsthurm wurde im Jahre 1887 gebaut und gestiftet zum Eigenthum des Barmer Verschönerungs-Vereins in Erinnerung an Ludwig Ernst Toelle, 1822-1886, von dessen Familie". Eine Wendeltreppe ermöglich den Aufstieg zur Aussichtsplattform. In früher Zeit war die Umrandung nicht vollkommen geschlossen, sondern von Löchern unterbrochen. Die Fassade war teilweise bewachsen. Die Metallringe wurden erst später aus Sicherheitsgründen angebracht.

 

Dass der Turm immer anfällig gegen Witterungseinflüsse war, zeigt die erste Reparatur bereits 1894, als er im Inneren neu verputzt werden mußte. 1908 und 1922 folgten gründlichere Reparaturen. Aus dem Jahre 1935 stammt das Gedicht eines unbekannten Autoren, veröffentlicht im Stadtführer "10 Minuten Wuppertal in Versen und Bildern":

 

Man sieht vom Toelleturm sehr weit,

 ins Land, das vor ihm ausgebreit´.

 Dahinter liegt die Müngst´ner Brücke,

 der Kölner Dom in jener Lücke.

 Du siehst von hier, kannst sicher sein,

 Ruhr, Bergische Land und Niederrhein.

 

Kaum acht Jahre später betrachtete tief deprimiert ein Mann namens Carl Friedrich Goerdeler die skelettförmigen, zerstörten Häuserzeilen im Tal: "Es hat keinen Zweck, die Gefühle zu beschreiben, die mich bewegten, als ich vom Toelleturm auf die Ruinenstadt Barmen und auf das zur Hälfte zerstörte Elberfeld herunter sah." Die Briefzeilen vom 25. Juli 1943 hob der Historiker und Journalist Kurt Schnöring ins Licht der Öffentlichkeit, für das "Wuppertal-Magazin". Der Verfasser Goerdeler gehörte zu den Verschwörern gegen Adolf Hitler und wurde hingerichtet. Während des Zweiten Weltkrieges war der runde Aussichtsturm von der Flak besetzt. 1949 wurde er wegen Einsturzgefahr gesperrt. Nach einem Spendenaufruf und dem Verkauf von Bausteinen mit Toelleturmmotiv und Rundblickkarten war ausreichend Geld zusammengekommen, sodaß die umfangreiche Reparatur möglich wurde. Die Wiedereröffnung ist auf den 3. September 1950 datiert

1961/62 erneut geschlossen, fiel ein Gutachten sehr schlecht aus. Am 11. März 1965 wird vom Abriß des Turmes gesprochen, weil keine Mittel für die Renovierung vorhanden sind.

 

Der Barmer Verschönerungsverein resignierte zunächst, läßt den Turm aber 1970 für 50.000 DM standfest machen. Die unbegehbare "Ruine" scheint ihrem Schicksal überlassen. Riesensummen waren für die Erhaltung anzusetzen. 1977 spitzte sich die Situation zu, als eine Absperrung rund um den Turm notwendig wurden, um Besucher vor Steinschlag zu schützen. Das zuständige Bauordnungsamt stellte klar: Wiederaufdbau oder Abriß. Inzwischen ergriff die Bevölkerung die Initiative und sprach sich für die Erhaltung ihres Wahrzeichens aus. So stellte Ernst-Günter Plutte, damals 1. Vorsitzender des BVV, im April 1978 fest: "Die Anteilnahme der Bürger war so groß, daß wir schließlich nicht anders entscheiden konnten, als den Turm zu restaurieren." Der Wiedereröffnung am 4. Juli 1978 gingen Bettel- und Spendenaktionem und viel Arbeit für die Handwerker voraus. Da die finanziellen Mittel des Vereins und viele kleine Spenden der Bürger nicht ausreichten, um die notwendigen 150.000 Mark aufzubringen, griff die Stadtsparkasse Wuppertal tief in die Tasche und steuerte 120.000 Mark bei.

 

Der Toelleturm stand vor neuen, guten Jahren. Besucher konnten die stimmungsvolle Wendeltreppe hinaufklettern und den Panoramablick genießen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten wurde kein Eintrittspreis erhoben, sondern um Spenden gebeten, die in die Pflegearbeiten des Verschönerungsvereins einflossen. Die Öffnung an Sonn- und Feiertagen in der schönen Jahreszeit, etwa von Ostern bis Oktober, und Betreuung der Besucher übernahmen ehrenamtlich Mitglieder des Vereins. Viele Seniorinnen blieben zehn Jahre lang dem Arbeitskreis treu.

 

Im September erreichte den Turmbesitzer eine neuerliche Hiobsbotschaft über die Sanierungsbedürftigkeit seines Oldtimers, so dass vorsorglich die Türen geschlossen blieben und die Saison vorzeitig zuende war. Risse zeigten sich und beim Abklopfen der Fassade bröckelten Putz und Steine ab. Fachleuten war klar, daß die letzte Generalüberholung teilweise nicht fachgerecht ausgeführt wurde und damals hätte aufwendiger ausfallen müssen. Um ähnliche Fehler nicht noch einmal zu machen, wurde die Bergische Universität/Gesamthochschule Wuppertal beauftragt, eine Bestandsaufnahme mit der Fertigung neuer Bauzeichnungen vorzunehmen und Vorschläge zu machen, ob und mit welchem finanziellen Aufwand der Toelleturm zu retten ist. Unter Leitung der beiden Hochschullehrer Prof. Dr. Carsten Langlie (Bautechnik) und Prof. Dietrich Weigert (Architektur) arbeiteten die Studenten des Sommersemesters 1988 an und mit dem markanten Baudenkmal.

 

Im Januar 1989 wurde das Gutachten öffentlich gemacht, nach dem eine Rettung rund 600.000 Mark kosten würde. Alternativ dagegen die Kosten für Abriß (400.000 DM) und Neubau (1.500.000 DM). Der Verschönerungsverein ging in die Offensive und nutzte erstmals in seiner langjährigen Geschichte die vielfältigen Medien für sich und seine Zwecke. Die Sammlung von fast einer Million Mark setzt sich letztlich aus großen und vielen kleinen Beträgen zusammen und deckt zusätzliche Kosten ab.

 

Um den technischen Ablauf der Restaurierung verstehen zu können, muss man wissen, dass der Toelleturm am Fuße einen Durchmesser von 7,70 Meter und oben von 5,14. Meter hat und zweischalig gemauert worden ist. Den Zwischenraum bildet eine Art Cyklopenmauer aus unbehauenem Stein und ungerichteten Fugen, teils offen und ohne Mörtel. Im Winter konnte Wasser in das Mauerwerk eindringen und der jährliche Frost hatte "sprengende Wirkung". Zunächst lockerte er das Mauerwerk, zuletzt drückte er es nach Außen. Kosmetische Arbeiten, wie ein Jahrzehnt zuvor, zum Beispiel durch abermaliges Verfugen, hätten am Grundübel nichts geändert, zumal die Plattform nicht vollständig dicht war. Die Analyse wurde erst durch Kernbohrungen möglich und das innere Mauerwerk sicht- und prüfbar. Die Experten kamen zu der Meinung, daß die innere Schale mit einer Dicke von 30 bis 60 Zentimeter intakt und tragfähig sei.

 

So wurde denn die vollständige Sanierung "nur" der Außenhaut durchgeführt. Abschnittsweise wurde die schadhafte Außenmauer unter Mithilfe von Wasserdruck abgetragen und eine Spritzbetonschicht als Feuchtigkeitssperre aufgebracht. Anschließend erhielt der Turmschaft eine Umhüllung und Stütze aus Stahlbetonrohr. Ein guter Teil der abgerissenen Beyenburger Grauwacke wurde als äußere Verblendung, sprich "Mantel", wiederverwendet, ergäntzt durch neue Steine. Diese Vormauerschale hat eine 24 Zentimeter dicke Hinterlüftung. Nach der Fertigstellung hatte der Turm die gleichen Außenabmessungen wie beim Neubau. Zur Sanierung gehörten außerdem das Freilegen des inneren Mauerwerks, die Entfernung des Dacuhaustieges, Rekonstruktion der gesamten Aussichtsplattform, Erneuerung der Außentreppe und des Umlaufes, Überarbeitung aller Eisenteile, Anschlüsse für Strom und Wasser, Gartenarbeiten um den Turm herum.

 

Noch immer ist der Toelleturm „TOP OF WUPPERTAL“, Wuppertals höchster öffentlicher Ort! Willkommen in luftiger Höhe auf der Plattform in 360 Metern Höhe: samstags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 12 bis 18 Uhr.

Text: Klaus-Günter Conrads, 15.08.2021



Heinrich Eisenlohr

 

Kaufmann, Politiker und Ehrenamtler wurde Ehrenbürger

 

(kgc). Südlich des Unterbarmer Friedhofes zweigt von der Oberbergischen Straße ein Weg Richtung Gartenanlage „Waldfrieden“ ab, der von zwei Steinsäulen gesäumt wird. Beide Denkmäler auf der Kaiser-Friedrich-Höhe waren früher von Büsten gekrönt und erinnern noch heute an verdiente Barmer Bürger, die scheinbar viele Gemeinsamkeiten im unermüdlichen Einsatz für ihre Heimat- und Vaterstadt hatten: Heinrich Eisenlohr und Otto Jäger.

 

Heinrich Eisenlohr lebte vom 15. April 1816 bis 8. Januar 1899 und war mit Garnen handelnder Barmer Kaufmann. Er wirkte 33 Jahre in der städtischen Armenverwaltung und war 1873 Mitbegründer einer Anstalt für verlassene Kinder, für die er 23 Jahre (Vorsitz bis 1880) aktiv war. Eisenlohr war Mitglied der Direktion des Barmer Krankenhauses im Kleinen Werth (heutiger Standort Heusnerstraße als Helios-Kliniken), des Kuratoriums der Unterbarmer höheren Töchterschule, der städtischen Schuldeputation und der Sanitätskommission. Er förderte den „Krieger-Hilfs-Verein“. In der Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen saß er dem Aufsichtsrat vor.

 

Im Barmer Verschönerungsverein (28 Jahre Vorstandsmitglied) folgte Heinrich Eisenlohr Otto Jäger im Vorsitz des Komitees zur Verschönerung der Unterbarmer Anlagen nach. Vor der Einrichtung eines Barmer Garten- und Forstamtes betreute der Verschönerungsverein die städtischen Grünflächen und war deshalb auch für Unterbarmen zuständig.

 Ab dem 1. Juli des Dreikaiserjahres 1888 war Heinrich Eisenlohr Abgeordneter des Provinziallandtages. Am 14. April 1896, dem Vorabend seines 80. Geburtstages, wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Barmen ernannt, weil er ab dem 1. Januar 1854 45 Jahre ununterbrochen als Mitglied der nationalliberalen Partei der Stadtverordnetenversammlung angehörte.

 

Als Dank wurde ihm 1912 eine kurze Straße beim Toelleturm „geschenkt“. Für seine hervorragenden Dienste um die Verwundeten und Kranken in den Kriegsjahren 1870/71 verlieh der Kaiser Eisenlohr den Kronenorden 4. Klasse mit rotem Kreuz am Erinnerungsband. Im September 1893 erhielt er den Roten Adlerorden 4. Klasse.

 

Ein Jahr nach seinem Tod wurde ein Denkmalkomitee unter Vorsitz des Barmer Oberbürgermeisters Dr. August Lentze gebildet, das vermutlich eine Spendenaktion durchgeführt hat. Die Einweihung des Eisenlohr-Denkmals, einer grabähnlichen Anlage im Schatten eines mächtigen Baumes mit überlebensgroßer Büste auf einem etwa zwei Meter hohen Granitsockel, fand am 22. Mai 1900 statt.

 

Im Auftrag der Freunde und Verehrer des Verstorbenen, die das Denkmal gestiftet hatten, übergab Stadtverordneter Dr. Wittenstein das Denkmal in die Obhut in die Hände der Stadt Barmen.

 

An das das Denkmal umgebende niedrige Eisengitter erinnert heute nur noch ein Steinrahmen. Die Bronzebüste schuf ein Lehrer der Barmer Kunstgewerbeschule: Wilhelm Giesecke. 1961/62 ist das Denkmal instandgesetzt worden und die Büste danach in Verlust geraten.

 

Wie die heutige Stadt Wuppertal mit ihren Ehrenbürgern (insgesamt 39 Ehrengräber) umgeht, lässt sich an der Grabstätte der Familie Eisenlohr auf dem Unterbarmer Friedhof und am Eisenlohr-Denkmal sichtbar ablesen.

 

Nach dem die ESW den Gedenkstein für Heinrich Eisenlohr aufbereitet haben, erfordert er nach dem Willen des Bürgervereins Unterbarmen eine weitergehende Behandlung/Versiegelung der Oberfläche, außerdem eine pflanzliche Gestaltung des Umfeldes. 2017 waren Versuche, mit anliegenden Gartenvereinen und dem Nachbarverein Kothener Freunde eine Lösung zu finden, erfolglos.

 

Text: Klaus-Günter Conrads, 18.06.2021

 



 

Adolf Vorwerk: Vom Unternehmer zum Stadtplaner

 

Teil 1

(kgc). Der Name Vorwerk ist jedem Wuppertaler selbstverständlich und vielen Deutschen wahrscheinlich ein Begriff. Zwei große Unternehmen tragen diesen Familiennamen: Vorwerk und Co., die Firma mit dem Kobold-Staubsauger und der Küchenmaschine, und Vorwerk & Sohn als bedeutender Automobilzulieferer. Untrennbar mit Vorwerk & Sohn verbunden ist der Name Adolf Vorwerk. Der Kommerzienrat war einer der aktivsten und markantesten Vertreter der alteingesessenen Barmer Industrie. Außerdem hat er sich in herausragender Weise um den Barmer Süden verdient gemacht. Er hat ein gutes Stück Heimatgeschichte geschrieben.

 

Als zweiter Sohn des Fabrikanten Carl Vorwerk sen. (1812-1890) wurde Adolf am 14. Juni 1853 in Barmen geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre in einem Antwerpener Exporthaus und Ableistung seines einjährigen Militärdienstjahres bei den Düsseldorfer Husaren trat er in die von seinem Großvater Johann Peter Vorwerk sen. zusammen mit dessen ältestem Sohn schon 1827 gegründete Firma Vorwerk & Sohn ein.

 

Zusammen mit seinem Bruder Carl machte Adolf Vorwerk unter Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten die ersten Versuche, die bis dahin nur auf Handstühlen, den so genannten Bandmühlen, in der Hausindustrie angefertigten glatten Bänder auf mechanisch betriebenen Bandstühlen herzustellen. Schon bald zeigte sich eine so günstige Entwicklung, dass man einen weiteren Industriezweig, die Herstellung von Teppichen, hinzunehmen konnte. Auch hier mit bestem Erfolg arbeitend, gründeten die Brüder im Jahre 1883 die Firma "Barmer Teppichfabrik Vorwerk & Co.", die wesentlich von Carl Vorwerk geleitet wurde, während Adolf sich besonders der Fabrikate der Stammfirma Vorwerk & Sohn annahm. Noch im gleichen Jahr trennten sich die Betriebe entsprechend den Neigungen beider. Auf einem zwischen Kohlgartenstraße und Kleiner Werth erworbenen Grundstück erbaute Adolf ein modernes Fabrikgebäude und entwickelte neben den altangestammten Stapelartikeln, wie glatte Bänder, Kordeln, Litzen, die ersten zum Teil durch Patente geschützten Vorwerk'schen Spezialartikel: Bänder zum Einfassen von Teppichen, Jalousiebänder mit eingewebtem Querbändchen, Gardinenbänder mit eingewebten Ringschlaufen, sowie Bänder mit eingewebtem Namen.

 

Von immer neuen Ideen bestärkt, erkannte Adolf Vorwerk frühzeitig die Bedeutung der Mode für Fabrikation und Konsum. Damals trugen die Frauen lange Röcke, die bis zum Boden reichten, die auf der Erde schleifenden Rockkanten waren natürlich einem schnellen Verschleiß ausgesetzt. Da ersann Vorwerk einen haltbaren Schutz für diese Rockkanten: die sogenannte "Besenborde", die als "Velours-Kleiderschutzborde" weltberühmt wurde. Die gesamte Wuppertaler Textilindustrie und besonders die Barmer Bandindustrie war durch diese Erfindung auf Jahre hinaus beschäftigt.

 

Während der Hochkonjunktur der sich im In- und Ausland gut eingeführten Vorwerk-Velours-Kleiderschutzborde und zur Kapazitätserweiterung hat Adolf Vorwerk 1896 eine Filialfabrik auf dem Lichtenplatz errichtet. Dort wurde kurze Zeit später die Herstellung von Nottinghamer und Calaiser Spitzen betrieben, ein Fabrikationszweig, der im Jahre 1896 zunächst in Zusammenarbeit mit zwei anderen Firmen aufgenommen, 1904 aber von ihm allein weitergeführt wurde.

 

Immer auf der Ausschau nach geeigneten neuen Artikeln und wohl wissend, dass die Mode launisch und in schnellem Wechsel ständig Änderungen unterworfen ist, mithin auch die gute alte Besenborde einmal ausgedient haben würde, griff Adolf Vorwerk einen in Material und Herstellung völlig anders gearteten Artikel auf: die Fabrikation von Gummischutzblättern (Armblättern), die bis dahin vorwiegend aus Amerika importiert worden waren. Die Herstellung dieser Artikel, für die in der Lichtenplatzer Fabrik kostspielige Spezialmaschinen aufgestellt wurden, ließ sich aufs Beste an, so dass man bald noch die Fabrikation anderer technischer Gummiwaren hinzunahm: elektrotechnische Isoliermaterialien und Isolierbänder. Damit war der Grundstein für das später so blühende Gummiwerk auf dem Lichtenplatz gelegt, dessen Spezialerzeugnisse sich im Laufe der Jahre im In- und Ausland höchste Anerkennung erwarben.

 

Bei seinem intensiven, unermüdlichen Schaffen, immer erfüllt von neuen Plänen und Ideen, fand Adolf Vorwerk in einem vorbildlichen, harmonischen Familienleben, in dem seine alte von ihm hochverehrte, tief religiös veranlagte Mutter den Ehrenplatz einnahm, Glück und Entspannung. Aus seiner Ehe mit Emma von Knapp gingen drei Söhne und vier Töchter hervor, die eine schöne und glückliche Jugend in einem Elternhaus verlebten, in dem Traditionen, Musik- und Kunstinteressen gepflegt wurden.

 

Fortsetzung siehe unten.

 

Text: Klaus-Günter Conrads, 13.06.2021

 



 

Adolf Vorwerk: Vom Unternehmer zum Stadtplaner

 

Teil 2

 

Über seine industrielle Tätigkeit hinaus hat Adolf Vorwerk sich besondere Verdienste um das Wohl und die Entwicklung seiner Vaterstadt erworben, die als Dank "in seinem Viertel" eine Straße nach ihm benannt hat. Von frühester Jugend an erfüllte ihn tiefe Liebe zur Natur. So unternahm er allmorgendlich vor Geschäftsbeginn einen Spaziergang auf die südlichen Höhen des Barmer Waldes und holte sich dadurch den notwendigen Ausgleich für seine intensive Arbeit. Mit vorausschauendem Blick erkannte er, daß die städtebauliche Entwicklung Barmens und Elberfelds, eingezwängt im Tal der Wupper, auf die südlichen Höhen gehen müsse. Deshalb erbaute er 1888, unbeirrt durch das Kopfschütteln seiner Freunde, ein kleines Pensionshaus, das er "Barmer Luftkurhaus" nannte und von einem Pächter bewirtschaften ließ, um so auch Fremden die Möglichkeit zu geben, die Schönheiten der Umgebung kennenzulernen. Aber nicht nur die Freunde verhielten sich ablehnend, auch die Stadtväter wollten nichts von seinen Plänen wissen und brachten für die großartige Idee, die reizvolle Landschaft zu erschließen, nicht das geringste Verständnis auf. So war Adolf Vorwerk ganz auf sich gestellt. Verkehrswege und Straßen mußten erbaut werden, die Wasserversorgung gesichert sein, Gasleitungen waren aus der Stadt hinaufzulegen - ein skizziertes Riesenprogramm in jener Zeit.

 

Inzwischen wurde das Luftkurhaus als Ausflugsstätte sehr beliebt und bestärkte Vorwerk in seinen Plänen. Als erste Verbindung mit der Stadt richtete er einen Pferde-Omnibus-Verkehr vom Barmer Zentrum zum Luftkurhaus ein, der bei der anfänglich nur geringen Inanspruchname erhebliche Zuschüsse von ihm forderte. Und schon tauchte ein neues Projekt auf. In der Schweiz überwand man die Höhenunterschiede durch Zahnradbahnen. Warum sollte man das nicht auch in Barmen können? Eine elektrische Zahnradbahn mit Anschluss über die Südhöhen nach Ronsdorf - das war der Plan, mit dem Vorwerk und sein Freund Albert Molineus eine Reihe tatkräftiger Barmer Bürger zu begeistern versuchten. So entstand die 1894 in Betrieb genommene Barmer Bergbahn. Entscheidend war, dass diese Bahn nicht nur für die Ausflügler gedacht war, sondern auch einen verkehrspolitischen Zweck erfüllte. Im Jahre 1892 baute Vorwerk das zweite Luftkurhaus, das mit seiner großen Glasveranda einen herrlichen Blick in das Bergische Land bot und bald mit dem Toelleturm ein beliebtes Ausflugsziel wurde.

Ein weitverzweigtes Leitungsnetz versorgte vom Murmelbach aus durch elektrische Pumpen das junge Wohngebiet zwischen Toelleturm und Lichtenplatz mit Wasser, ebenso Vorwerks Betrieb. In den 1890er Jahren erwarb Adolf Vorwerk die sogenannte "Turmbahn". Um diesen Aussichtsturm herum wurden Grünflächen und - ein Beweis für Vorwerks fortschrittliche Gesinnung - Sport- und Spielplätze mit allerlei Turngeräten angelegt. Die ersten Feste der Barmer Turnvereine und viele Sommerfeste der Barmer Schulen wurden dort gefeiert. Wenig später übernahm die Stadt Barmen die Versorgung des Höhenviertels und zahlte dem Investor für sein großzügig angelegtes Leitungsnetz nur eine minimale Vergütung. An der Entwicklung des benachbarten Gebietes zwischen Gelpetal und Freudenberg war Vorwerk versorgungstechnisch ebenfalls beteiligt. Dort scheiterte eine einheitliche Planung lange an der ständigen Rivalität zwischen Barmen und Elberfeld.

 

1907 verlor Adolf Vorwerk seine noch junge Lebensgefährtin. Das war ein schwerer Schicksalsschlag, den er viele Jahre nicht überwinden konnte. Trost brachte ihm die Arbeit in seinen blühenden Betrieben, noch mehr seine Naturliebe geholfen haben. Im Murmelbachtal entstand aus einem öden alten Steinbruch der heutige Vorwerkpark, ein Naturpark von seltener Anmut und Schönheit: Felspartien mit prächtigen alpinen Gewächsen wechselten ab mit grünen Wiesen, munteren Bachläufen und idyllischen Wasserflächen.

 

Nach den Wirrnissen des Ersten Weltkrieges (1914-1918), die an seinen Betrieben nicht spurlos vorbeigegangen waren, traf Adolf Vorwerk bei angeschlagener Gesundheit noch ein harter Schlag: sein ältester Sohn Adolf, der dem Vater viel von der Arbeitslast abgenommen hatte, starb plötzlich an einer Grippe. Kommerzienrat Adolf Vorwerk sen. verstarb nach längerem Krankenlager am 20. August 1925.

 

Auch wenn das bevorzugte Wohngebiet auf den Barmer Höhen zur Selbstverständlichkeit geworden ist und die Straßenbahnen und Zahnradbahn der Vergangenheit angehören, durch sein Wirken und seine vorausschauenden Aktivitäten hat sich Adolf Vorwerk einen bleibenden Platz in der Barmer und Wuppertaler Stadtgeschichte gesichert.

 

Leicht geänderter Text von Marie-Luise Baum aus "Wuppertaler Biographien, 2. Folge",

Beiträge zur Geschichte & Heimatkunde des Wuppertals, Band 5, Born-Verlag 1960.

Text: Klaus-Günter Conrads, 20.06.2021



 

Otto Jäger: die Unterbarmer Anlagen waren sein Werk

 

(kgc). Südlich des Unterbarmer Friedhofes zweigt von der Oberbergischen Straße ein Weg Richtung Gartenanlage ab, der von zwei Säulen gesäumt wird. Beide Denkmäler an der Kaiser-Friedrich-Höhe waren früher von Büsten gekrönt und erinnern noch heute an verdiente Barmer Bürger, die scheinbar viele Gemeinsamkeiten im unermüdlichen Einsatz für ihre Heimat- und Vaterstadt hatten: Heinrich Eisenlohr und Otto Jäger. Ihre Grabstätten befinden sich auf dem Unterbarmer Friedhof.

 

Otto Jäger

Otto Jäger lebte vom 6. Juni 1827 (heute vor 194 Jahren) bis 23. August 1892, war Teilhaber der Barmer Farben- (Anilin-) fabrik Carl Jäger in der Viktoriastraße 4, Mitglied der 1871 gegründeten Handelskammer, des Barmer Bankvereins, Vorstandsmitglied der Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen, Abgeordneter des Provinziallandtages und setzte sich für städtische Waisenhäuser ein. Seine sozial- und lokalpolitischen Aktivitäten waren beispielhaft! Er war auch Mitinitiator für die Barmer Bergbahn (1894-1959).

 

Wo sind die Unterbarmer Anlagen geblieben?

Otto Jäger amtierte von November 1880 bis zu seinem Tod 1892 als stellvertretender Vorsitzender des Barmer Verschönerungsvereins. Im August 1890 übernahm er den Vorsitz im Komitee zur Verschönerung der Unterbarmer Anlagen, ließ Wege anlegen und die Kaiser-Friedrich-Höhe, das Gebiet südlich des Unterbarmer Friedhofes bis zur Böhle und zum Bergfrieden umgestalten.

Damals, bis zur Schaffung eines städtischen Garten- und Forstamtes, verwaltete der Barmer Verschönerungsverein über 20 Hektar Grünflächenbesitz der Stadt Barmen. Die Komitees arbeiteten relativ unabhängig vom 1864 gegründeten BVV. Auf der ersten BVV-Sitzung nach Jägers Tod, am 26. September 1892, wurde ihm „in warmen Worten gedacht

 

und der Vorschlag gemacht, ihm ein Denkmal zu setzen. Unter Leitung seines Nachfolgers, Heinrich Eisenlohr ist nach einem geeigneten Platz gesucht und die Form diskutiert worden. Am 11. April 1893 kam es zur Auftragsvergabe an den Bildhauer Paul Disselhoff, der für knapp 1.500 Mark eine Marmorbüste fertigte, und an den Steinmetz Friedrich Backhaus, der für 1.300 Mark die Säule schuf. Die Witwe Jägers spendete 5.000 Mark. Eisenlohr versprach, das Geld in eine Otto-Jäger-Stiftung zur Pflege der Unterbarmer Anlagen einzubringen und schrieb an die Witwe: „Für alle Zeit ist das Andenken an Ihren hochverehrten lieben Gatten in dem „Comitee“ für seine Lieblingsschöpfung und im BVV gesichert.“ Die Enthüllung des Otto-Jäger-Denkmals ist auf Mittwoch, 11. Oktober 1893, datiert. Um 11 Uhr schien die Sonne. Vor der Gesellschaft, aus der Familie Jäger, Behördenmitgliedern, BVV-Vorstand und Spendern bestehend, ehrte Heinrich Eisenlohr Otto Jäger für seine hohen Verdienste. Die Dankrede hielt Otto Jäger junior. Dann sangen die Kinder des Fischertaler Waisen- (Rettungs-) Hauses und die Unterbarmer Liedertafel.

 

 

Wiederentdeckung des Denkmals

Nachdem das verschollene Denkmal, über dessen desolaten Zustand die Neue Rhein-Zeitung 1957 berichtet hatte, und die Stadt die Säule 1964 entfernen ließ und im Einvernehmen mit der Bezirksvertretung Barmen-Südwest auf dem Barmer Ehrenfriedhof „unterstellen“ wollte, wurde es irgendwann im Domizil des Barmer Verschönerungsvereins an der Lönsstraße gefunden und zum städtischen Depot im Nordpark transportiert. Es wurde nach einer Medieninitiative der „Wuppertaler Rundschau“ 1992 am ursprünglichen Standort (Plateau hinter dem Leimannschen Lokal) zwischen Oberbergische Straße und Eisenlohr-Denkmal wieder aufgestellt. Allerdings ohne Marmorbüste, die in Verlust geraten ist.

 

Text: Klaus-Günter Conrads, 06.06.2021

 



 Hans Bremme ist aus der Art der Brauereifamilie geschlagen

 

(kgc). Der Name der Familie Bremme ist ebenso untrennbar mit der Barmer Südstadt verbunden, wie der Barmer Verschönerungsverein. Nach bisherigen Recherchen gab es unterschiedliche Beziehungen. Obwohl Hans Bremme Sohn des Brauereibesitzers Adolf Bremme war, schlug er einen anderen Lebensweg ein, wurde Jurist und Verwaltungsbeamter. In den unmittelbaren Nachkriegsjahren von 1945 bis 1946 war er Bürgermeister und Oberbürgermeister und von 1946 bis 1958 Oberstadtdirektor der Stadt Wuppertal.

 

Ohne Bremme Bräu Barmen

Hans Bremme wurde am 14. Juni 1898 in Barmen als Sohn des Besitzers der Brauerei Carl Bremme Adolf Bremme (1859–1918) und seiner Ehefrau Laura, geborene Hueck (1867–1929) geboren. Nach dem Notabitur nahm er freiwillig als Fahnenjunker am Ersten Weltkrieg (1914-1918) teil. Er begann nach Kriegsende ein Jura-Studium an den Universitäten zu Münster, Freiburg, Berlin und Bonn, das er 1921 mit dem Assessor und der Promotion („Die allgemeinen strafrechtlichen Bestimmungen der Reichsabgabenordnung“) zum Dr. jur. an der Universität zu Köln abschloss.

 

Beruf

Seine Verwaltungstätigkeit begann er als „juristischer Hilfsarbeiter“ in Remscheid und Düsseldorf, zwischendurch war er 1924 für einige Monate kommissarischer Bürgermeister der Stadt Wermelskirchen und wurde schließlich am 14. März 1927 zum Stadtsyndikus seiner Heimatstadt Barmen ernannt. Dieses Amt wurde ihm nach der Zusammenlegung der Gemeinden Barmen und Elberfeld (1929) zum 1. Dezember 1931 für die neugebildete Stadt Wuppertal übertragen. Zu seinen wesentlichen Aufgaben gehörte es, die Vereinigung der beiden Städte rechtlich zu begleiten. 

 

 Bremme übernahm im Lauf der folgenden Jahre zusätzlich die Dezernate Krankenanstalten, Polizei, Steuer und Wohlfahrt der Stadt Wuppertal. Diese wurden ihm im Zuge der nationalsozialistischen Herrschaft auch in den Rathäusern wieder entzogen, da seine Ehefrau Beate Bremme, geborene Engelbrecht (24. Oktober 1906 - 6. Juni 2006) als jüdischer Mischling galt. Er konnte aber bis Kriegsende seine ursprüngliche Aufgabe als Stadtsyndikus fortsetzen.

 

Nach Kriegsende

Am 12. Mai 1945 wurde Bremme von der britischen Militärregierung in der britischen Besatzungszone als Bürgermeister der Stadt Wuppertal eingesetzt und am 9. November 1945 zum Oberbürgermeister ernannt. Nach Einführung einer neuen Gemeindeordnung in Nordrhein-Westfalen wurde er am 16. Januar 1946 von der Stadtvertretung zum Oberstadtdirektor gewählt. Dieses Amt hatte er bis 31. Januar 1958 inne. Nach seinem Ausscheiden aus den Diensten der Stadt Wuppertal wurde Bremme am 1. Februar 1958 Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der industriellen Forschungsgemeinschaft in Köln. Diese Tätigkeit übte er bis zum 31. März 1962 aus. Er arbeitete danach bis zu seinem Tod am 3. Juni 1970 als Rechtsanwalt in Wuppertal. Auf dem evangelischen Friedhof in Unterbarmen fand er seine letzte Ruhe.

 

Ehrungen

Für seine Verdienste erhielt Hans Bremme das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Seine Heimatstadt Wuppertal benannte 2006 eine Straße auf dem Freudenberg nach ihm.

 

 

Text: Klaus-Günter Conrads, 23.05.2021

 



 Das Erbe von Adolf Werth

 

Die Gegenwart von heute ist morgen schon Geschichte

 

Heute ist die Nachricht von Gestern schon ein Stück Vergangenheit. Ebenso richtig ist die Tatsache, dass Zusammenhänge von heute oft nur der verstehen kann, der die Geschichte kennt. Deshalb ist es wichtig, Informationen zu sichern und zu bewahren. Nun ist die Rede von einem Mann, dem wir einen gewichtigen Teil bergischer Geschichtsschreibung verdanken und der deshalb Synonym für Forschung und Öffentlichmachung ist.

 

Geburtstag heute

Adolf Werth wurde heute vor 182 Jahren, am 25. April 1839, in Barmen geboren und erbte vom Vater eine Fabrik für Barmer Artikel am Mühlenweg, zu der später ein horn- und holzverarbeitender Betrieb gehörte. Schon früh fühlte sich Werth mit der Geschichte des Bergischen Landes verbunden und wurde Mitglied des Bergischen Geschichtsvereins, dessen Barmer Lokalverein er am 10. September 1869 gründete und als Schriftführer wirkte. 1887 gehörte er zu den Gründern des Schloßbauvereins („seine Burg“) und setzte sich mit ganzer Kraft für den Wiederaufbau von Schloß Burg ein, verwaltete Archiv und Bibliothek. Auch in der reformierten Kirchengemeinde Barmen-Gemarke trat Adolf Werth in die Fußstapfen seines Vaters und übernahm 1872 das Archiv, das wesentliche Belege der Barmer Stadt- und Kirchengeschichte beinhaltet. Dem Forscher ist beispielsweise zu verdanken, daß die "Urkunden zur Geschichte der Ganrnahrung" erhalten sind. Die Geschichten der Höfe im Werth und der Barmer Schulen waren ebenso seine Themen. Am 22. Februar 1915 starb Adolf Werth und wurde auf dem reformierten Friedhof an der Bartholomäusstraße begraben. Wohl aus geschichtlicher Unkenntnis ist der Grabstein, an dem der Bergische Geschichtsverein zu Gedenktagen Kränze niederlegte, 1986/87 verschwunden.

Die Forschungen von Adolf Werth fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Vorträgen und Schriften. Zum 200. Geburtstag seiner Gemeinde lieferte Werth 1902 die Kirchenchronik, die später fortgeschrieben wurde. Und zum 100. Geburtstag der Stadtwerdung Barmens fertigte er 1908 die Festschrift;

 

bis heute das letzte umfassende Werk über die Ortsgeschichte, das einmal Basis für eine Fortschreibung sein sollte. "Forschung und Veröffentlichung der Ergebnisse haben nichts an Bedeutung verloren," stellte denn auch Hans-Joachim de Bruyn-Ouboter (1947-2021) fest.

Der Vorsitzende der Wuppertaler Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins wünschte sich, dass sich in Vereinen, Organisationen und großen Familien auch heute Menschen finden, die Informationen sammeln und mündliche Erlebnisberichte schriftlich festhalten. "Mit dem Tod eines jeden Menschen geht ein Mosaikstein unserer Geschichte verloren", hat einmal der Historiker Prof. Dr. Klaus Goebel gesagt. Der BGV ist an Informationen interessiert, wer auf eigene Faust forscht und wo sich Sammlungen befinden.

 

Vorbilder brauchen Nachfolger

Ein Vorbild für Geschichtsforschung in heutiger Zeit gibt Ruth Meyer-Kahrweg ab, der wir den "Denkmalduden" zu verdanken haben. Nach jahrzehntelangem Suchen, Sammeln und Fotografieren konnte die Langerfelderin 1991 das zweibändige Werk über "Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal" (Schriftenreihe „Beiträge zur Denkmal- und Stadtbildpflege des Wuppertals“) veröffentlichen. Darin werden einige hundert Bauwerke beschrieben, einschließlich Geehrter, Stifter, Spender, Architekten und Eigentümer. Später hat sich das BGV-Beiratsmitglied in der Abteilung Wuppertal den kaum weniger zahlreichen Treppen der Stadt zugewandt. Ein anderes Beispiel lieferte Rainer Hendricks, der den Ortsteil Wichlinghausen "beackert" und rund um die Dieker Straße (heute Am Diek) manches Geschichtsdetail" ausgegraben hat. "Mehr von solchen Mitbürgern wünschen wir uns, zumal Geschichtsforschung garnicht so trocken ist, wie manche Leute glauben", erklärte der früh verstorbene Hans-Joachim de Bruyn-Ouboter vom Bergischen Geschichtsverein, heute einer der größten Vereine seiner Art in Deutschland.

 

Werth und die Barmer Vereine

Ende 2020 erschien als Wuppertaler Biographien-Band 18 ein Buch zu "Adolf Werth und die Barmer Vereine im 19. Jahrhundert" (Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals Band 45), der die neuste Beschäftigung mit diesem Thema ist.

Text: Klaus-Günter Conrads, 21.04.2021



 Wilhelm August Bredt

Edler Sinn, humanes Wesen und vielfältige Leistungen

 

(kgc). Nur Großstädte haben einen Oberbürgermeister! Der erste Barmer Oberbürgermeister hieß Wilhelm August Bredt. Trotz seiner recht langen Amtszeit von 1857 bis 1879 fand sich scheinbar in seinem Wirkungsort keine Straße, die an ihn erinnert. Dabei stammt Bredt aus einer der angesehensten Barmer Familien. Der Barmer Verschönerungsverein benannte einen Platz am Höhenweg im Barmer Wald nach dem Ehrenbürger: Bredthöhe.

 

Leben in den Dörnen

Zu den Männern im Bergischen Land, die sich zu wichtigen Zielen bekannten, mit eigenen Kräften Neues zu schaffen, Vorhandenes fortzusetzen und zu verbessern, aber auch trotz starkem Tatendrang das Führen von Menschen nicht vergaßen, wird Geheimrat Bredt gezählt. Wilhelm August Bredt (Rufname August) entstammte einer schon seit Jahrhunderten in Barmen ansässigen Familie, die ihren Namen vom Hof "in der Bredde" herleitet. Sie hatte fast nur Kaufleute in ihren Reihen. Aber auch mütterlicherseits bekam der am 16. März 1817 – vor 204 Jahren - geborene Wilhelm August Tradition mit auf den Weg; Johanne Charlotte war eine geborene Rübel, ein hierzulande wohlklingender Name mit Wohnsitz auf dem Gebiet des einstigen Dörner Hofes. Unter- und Oberdörnen sind Straßennamen, die noch an vergangene Zeiten erinnern. Die ersten Lebensjahre verbrachte der junge Bredt mit seinen drei Geschwistern im Haus Bredt-Rübel, das sich direkt gegenüber vom Glockenturm der St. Antonius-Kirche befand und um 1964 von einem Parkhaus überbaut wurde. Es war Richtung Wupper von Bleichen umgeben war.  1854 hat August Bredt die Krefelderin Amalie von der Leyen geheiratet.

 

Regent für Barmen

Am 9. Dezember 1854 wählte ihn der Barmer Stadtrat zum Bürgermeister, doch Bredt trat die Stelle zunächst nur provisorisch an, um seinen Posten in Berlin nicht zu verlieren. Am 2. Oktober 1855 wurde er dann doch, als Nachfolger von Bürgermeister Hermann Florenz Theodor Windhorn, in sein Amt eingeführt, aber erst zwei Jahre später zum Regierungsrat und Oberbürgermeister ernannt.

Bredthöhe im Barmer Wald
Bredthöhe im Barmer Wald

 Unter Bredts Regie entwickelte sich Barmen von einer Land- zur Fabrikstadt; die Frühindustrialisierung stand in voller Blüte und die Bevölkerungszahl explodierte.

 

Aufbruch in Barmen

1855 hatte Barmen 41.000 Einwohner, 1879 schon 95.000. In Bauwerken drückte sich der Fortschritt aus: neues Rathaus (1873-76), Stadttheater (1874), Johannis- und Wichlinghauser Kirche (1866), Immanuelskirche (1867), Friedenskirche (1869). Die vereinigte "Latein- und Realschule" erhielt 1861 ein neues Gebäude am Bahnhof; Gymnasial- und Realunterricht wurden getrennt und die Wupperfelder Realschule 1875 errichtet. Große Bemühungen Bredts galten der Errichtung einer Handwerker- bzw. "Gewerbeschule", die schließlich 1863 eröffnet wurde. Volksschulen widmete der Oberbürgermeister seine besondere Fürsorge. Er formte das ganze Schulwesen mit. Einfluß hatte Bredt auch auf die verkehrliche Entwicklungen, von der Eisenbahn bis zur Pferdestraßenbahn. Arbeiterschutz, Armenhilfe, Landschaftsschutz (Gründung des Barmer Verschönerungsvereins), Musik (Konzertgesellschaft), Kunst (Kunstverein) und Wissenschaft (Verein) waren weitere Aufgabenfelder. 1866 arbeitete der OB beim Kampf gegen die Cholera-Epidemie mit. Der Krieg von 1870/71 sah Bredt mit an der Front.

 

Anerkennung und Umzug an den Rhein

Für sein Wirken im Interesse Barmens erhielt Wilhelm August Bredt Anerkennung von Bürgerschaft, Regierung und König. Die Ernennung zum Geheimen Regierungsrat war so ein Zeichen. Als die zweite, zwölfjährige Amtsperiode ablief, entschloß sich der Oberbürgermeister zum Eintritt in den Ruhestand. Am 30. September 1879 verabschiedete er sich von Stadtrat und Bevölkerung. Er erhielt die Ehrenbürgerwürde und zog nach Honnef am Rhein um, wo er am 23. März 1895 starb. Zuvor hatte er jedoch noch Ämter im Siebengebirgsverein und Honnefer Verschönerungsverein übernommen, gründete eine Lungenheilanstalt und wurde gar "Vater des Siebengebirges" genannt. Seine letzte Ruhe hat er in der inzwischen aufgelassenen Familiengruft des Unterbarmer Friedhofes gefunden. Zuletzt ist davon nur noch sein Grabstein übrig geblieben, um dessen Erhalt sich die junge Johann Victor Bredt-Gesellschaft bemüht.

 

 

Text: Klaus-Günter Conrads, 17.03.2021

 



 

Unter Wegner wurde Barmen zur wirklichen Großstadt

 

 

 

(kgc). Friedrich Wilhelm Wegner wurde vor 185 Jahren, am 14. März 1836, geboren. Vom 15. Oktober 1879 bis zu seinem Tod am 8. Juli 1898 war er Oberbürgermeister der Stadt Barmen. Er folgte Wilhelm August Bredt, dem ersten Barmer Oberbürgermeister, war damit auch „Ehrenvorstandsmitglied im Barmer Verschönerungsverein.

 

In seiner 19jährigen Amtszeit hat sich Geheimrat Wegner mit großem Engagement für den Verschönerungsverein und die Entwicklung seiner Barmer Anlagen eingesetzt. In der Broschüre zum 50jährigen Jubiläum schrieb der BVV: „Sein Ableben riss eine empfindliche und schmerzhafte Lücke. Sein unermüdliches, tatkräftiges Wirken für die Bestrebungen des Vereins und die Lauterkeit seines Charakters sichern ihm überall in Barmen ein ehrendes und dauerndes Andenken.“

1901 entstand im Verlaufe des Höhenweges im Barmer Wald an der Wegnerhöhe die erste Schutzhütte. Mit der Bredt- und Wegnerhöhe wurden zwei Oberbürgermeister geehrt. In den nächsten Tagen wird an diesem Platz, der nur noch als Wegekreuz (Höhenweg, Greeffweg, Wahlweg) erkennbar ist, eine rote Informationstafel aufgestellt und enthüllt.

 

Die heutige Stadt Wuppertal pflegt noch immer die Grabstätte von Friedrich Wilhelm Wegner auf dem Friedhof Norrenberg an der Theodor-Fontane-Straße in Heckinghausen. Vor dem Rathaus in Barmen, außerdem Teil des Johannes-Rau-Platzes, verläuft bis zur Kleinen Flurstraße seit 1901 die Wegnerstraße. Eine Würdigung für den OB, in dessen Amtszeit Barmen die 100.000-Einwohner-Zahl überschritt. In der Amtszeit Wegners entstand 1882 die Badeanstalt (heute: Brauhaus), 1885 das Wasserpumpwerk Volmarstein für die Versorgung Barmens, 1888 das Elektrizitätszeit Viktorstraße, 1889 die Einführung der elektrischen Beleuchtung, 1894 Inbetriebnahme des Schlachthofes und der Barmer Bergbahn, 1896 Umstellung der Pferdebahn auf elektrische Straßenbahn, 1897 der vom Barmer Verschönerungsverein erbauten Barmer Stadthalle an der Unteren Lichtenplatzer Straße.



Das Wort „Mitmensch“ hat er wörtlich genommen

(kgc). Als Sohn eines Wuppertaler Industriellen wurde Peter Muckenhaupt am 28. Februar 1950, also vor bald 71 Jahren, geboren. Ab 1956 besuchte er die (Hoch-)Barmer Grundschule Marper Schulweg, die sich in der Nähe seines Elternhauses befand. Er ging im Anschluss auf das noch heute renommierte Carl-Duisberg-Gymnasium in Wuppertal-Oberbarmen. Schon dort wurden seine Ambitionen deutlich, sich für andere einzusetzen und zu engagieren. Von der Mittelstufe bis zum Abitur war er als Schulsprecher und im Schulparlament tätig. Zu seinem Abitur im Jahre 1969 wurde er von Direktor Dr. Klemm wegen seiner außergewöhnlichen Verdienste als Schulsprecher und der Tätigkeit im Schulparlament geehrt.

Im Anschluss begann Peter Muckenhaupt mit dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sein Ziel war, in das mittelständische Familienunternehmen Muckenhaupt & Nusselt einzusteigen.

Familie

Nachdem er 1974 sein Studium als Diplomkaufmann abgeschlossen hatte, heiratete er im Januar 1975 seine Frau Ute Muckenhaupt. Für seine beiden Töchter und seinen Sohn (Christian), war Peter Muckenhaupt stets ein vorbildlicher und fürsorglicher Vater.

Familienunternehmen

Um Berufserfahrungen außerhalb des Kabelwerkes Muckenhaupt & Nusselt zu sammeln, arbeitete Peter Muckenhaupt zwei Jahre bei der Firma Merck Telefonbau GmbH, für die er sich schon während seines Studiums interessierte. Am 1. März 1977 trat Peter Muckenhaupt in der dritten Generation in das Familienunternehmen ein und wurde am 1. Januar 1982 zum Geschäftsführer der Muckenhaupt & Nusselt GmbH & Co. KG bestellt.

Mitmensch

Peter Muckenhaupt war ein äußerst verantwortungsvoller Unternehmer, der sich für die Region, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Verbreitung des Leitbildes nachhaltigen Wirtschaftens über sein Unternehmen hinaus eingesetzt hat.

Er hat in vorbildlicher Weise einen „Unternehmertyp“ verkörpert, für den unternehmerische Verantwortung für die Gesellschaft einen hohen Stellenwert hatte. Dies bezieht sich vor allem auf die Förderung von Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie den hohen Stellenwert von betrieblichem Umweltschutz und nachhaltigem Wirtschaften.

Bereits seit Anfang der 90er Jahre hat er die Zusammenarbeit mit Studenten, Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen unterstützt. Dabei ging es ihm nicht nur um die Unterstützung der Studenten, sondern immer auch um die Suche nach innovativen Lösungen und einer Entwicklungsperspektive für das Unternehmen. Die Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie hat ihn besonders gereizt.

 

Verdienste

Die Verdienste Muckenhaupts sind zahlreich: In Sachen Umweltschutz war er mit vielen Projekten Pionier, die Firma zählte zu denjenigen 160, die zur ersten Woche der Umwelt 2000 ins Schloss Bellevue eingeladen wurden. Die Wuppertaler Umweltinitiative, die Agenda 21, überhaupt das Thema Nachhaltigkeit, prägten auch das unternehmerische Wirken.

Muckenhaupt ist mit dem Preis „Lebendige Unternehmenskultur“ ausgezeichnet worden. 2005 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Das Land würdigte das Langerfelder Unternehmen für das vorbildliche Engagement im Jahre 2005 mit dem Preis „corporate citizenship – NRW“.

 

Vielfältiges Interesse

Paul Peter Muckenhaupt zählte zu den Gründungsmitgliedern des Technologiezentrums Wuppertal, w-tec. Sein soziales, kulturelles und gesellschaftliches Engagement galt unter anderem der Hospizstiftung, dem Barmer Verschönerungsverein, dem Lions-Club und dem Kirchenvorstand der katholischen Kirchengemeinde St. Christophorus.

 

Rückblick

Wer ihn kannte, der lernte schnell seine offene Art schätzen. Peter Muckenhaupt hörte sich die Dinge immer erst in Ruhe an, traf dann seine Entscheidung und war dabei sehr häufig Wegbereiter für neue Pfade.

 

Kurzes Leben

Am 3. Januar 2006 starb Paul Peter Muckenhaupt im Alter von nur 55 Jahren völlig unerwartet an Herzversagen.

 

 Text: Klaus-Günter Conrads, 17.02.2021



Wilhelm Vorwerk war ein Patriarch mit Ecken und Kanten

 

Wilhelm Vorwerk lebte von 1889 bis 1967.

 

 

(kgc). Der Name Vorwerk ist jedem Wuppertaler selbstverständlich und vielen Deutschen ein Begriff. Zwei große Unternehmen tragen diesen Familiennamen: (Electro-) Vorwerk und Co, die Firma mit dem Kobold-Staubsauger und der Küchenmaschine „Thermomix“, und Vorwerk & Sohn.

 

Einst im nahen Schwelm, dem noch heute "Vörfken" genannten Hof beheimatet, siedelten Familienangehörige ins Wuppertal über. Das Wupperfeld war die erste Station und später entstand im Bereich des Kleinen Werthes, Bach- und Kohlgartenstraße ein großes Vorwerk-Imperium. Electro-Vorwerk siedelte zum Mühlenweg um und die Textilfabrikation von Vorwerk & Sohn wurde zunächst teilweise in ein neues Werk auf dem Lichtenplatz verlegt.

 

Stadtentwicklung

Der Name Vorwerk ist dank eines Familiensprosses (Adolf senior) mit vielen Ereignissen im Süden der Stadt untrennbar verbunden: Barmer Bergbahn, Luftkurhaus, Turmbahn, Besiedlung der Südhöhen. Sein Sohn Wilhelm setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) für die Erhaltung der Parklandschaft ein.

 

Kontrast, Sparsamkeit, Nachhaltigkeit

Es sind einige markige Sätze aus dem Hause Vorwerk überliefert, die spannend klingen. Gegen Adolf Vorwerks Anschauung „Man soll keine öffentlichen Ämter übernehmen, denn man hat keinen Dank davon, sondern nur Ärger und kann die dafür aufgewandte Zeit besser dem eigenen Geschäft widmen;“ setzte Sohn Wilhelm die Überzeugung, dass jeder Unternehmer mindestens 30 Prozent ehrenamtlichen Einsatz in der Öffentlichkeit leisten müsse. Sparsamkeit war in der Familie Vorwerk oberste Maxime. Des Sohnes Anregungen konterte Vater Adolf: „Ist Dir das auch wert?“ Im Haushalt wurde nichts noch Brauchbares weggeworfen.

 

Wilhelm Vorwerk

Wilhelm Vorwerk wurde am 13. Januar 1889, vor 132 Jahren, als zweiter von drei Söhnen Adolf Vorwerks geboren. Nach einer gründlichen Ausbildung trat er in die 1827 gegründete Firma Vorwerk & Sohn ein und widmete sich besonders dem vor der Wende zum 19. Jahrhundert errichteten Gummiwerk. Nach dem Zweiten Weltkrieg trieb Wilhelm Vorwerk gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder und den Mitarbeitern den Wiederaufbau voran, auch in Fulda, wo Deutschlands modernste Reifenfabrik entstand, die später an Goodyear verkauft wurde.

Weltweite Bedeutung erlangte auch das Wuppertaler Unternehmen zurück. Den fortschrittlichen Gedanken Vorwerks folgend, wurde das an der Werther Brücke gelegene Textilwerk nach Schwelm verlegt

 

Umtriebig und engagiert

Trotz seiner vielfältigen betrieblichen Bindungen engagierte sich Wilhelm Vorwerk in Unternehmerorganisationen und zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches betrieb er die Wiedervereinigung von Arbeitgeberverbänden als Gesprächspartner für die Gewerkschaften, zunächst gegen den Widerstand der damaligen Besatzungsmacht. Triebfeder war die Überzeugung von einer notwendigen, verantwortungsbewussten Zusammenarbeit zwischen den Tarifvertragsparteien. Ein Ergebnis waren die "Hattenheimer Gespräche", die wertvolle Anregungen für die bundesdeutsche Sozialpolitik gaben. Mitglied der Industrie- und Handelskammer war Vorwerk bereits 1929 geworden, seit 1933 deren Vizepräsident. Das 1942 abgebrochene Engagement setzte er 1945 als Vorsitzender fort und verwirklichte die Neuorganisation auf Landes- und Bundesebene. Die hohe Wertschätzung Vorwerks drückte sich unter anderem 1956 in der Wahl zum Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelstages aus.

 

Für seine Vaterstadt engagierte er sich im besonderen Maße als Vorsitzender des Barmer Verschönerungsvereins. Er setzte ab 1945 Mitarbeiter, die die im Krieg zerstörten Barmer Anlagen rekultivierten, auf seine Lohnliste. Er stellte Geräte zur Verfügung, kaufte das inzwischen veräußerte Haus Dahl und managte die Neugestaltung und Pflege dieser zweitgrößten privaten Parkanlage Deutschlands. Anlässlich der letzten Fahrt der Barmer Bergbahn, von seinem Vater Adolf 65 Jahre zuvor initiiert, hielt Wilhelm am 4. Juli 1959 neben dem Bergbahnhof eine flammende, aber erfolglose Rede gegen die Stilllegung.

 

Wilhelm Vorwerk starb am 4. November 1967. Am Höhenweg des Barmer Waldes ist 1971 für ihn eine schlichte Gedenkstätte errichtet worden. Es blieb die Erinnerung an einen Mann mit Verantwortungsbewusstsein, Temperament, unbestechlichem Blick für das Praktische, Aufgeschlossenheit für neue Ideen und liebevoller Hingabe zur Natur.

 

Privat hatte Wilhelm Vorwerk nur bedingt Glück. Ruth von Eckartsberg heiratete er 1919. In den 15 gemeinsamen Jahren schenkte sie ihm fünf Kinder: Ruth von Armansperg, Esther Cöllen, Margret von Bethmann, Wilhelm Vorwerk jun. und Adolf Vorwerk jun., starb aber schon 1934. Es gelang nur unbefriedigend, für die mutterlosen, noch kleinen Kinder, eine geeignete Betreuung zu finden. Für seine 14 Enkel war er ein fröhlicher, verständnisvoller „Großvati“. 1965 heiratete Wilhelm Vorwerk Margarete Sondermann, seine Sekretärin und engvertraute Gefährtin, die die Firmennachfolge regelte. Enkel Peter Cöllen übernahm Vorwerk & Sohn und entwickelte das Traditionsunternehmen zu einem bedeutenden Zulieferer der Autoindustrie.



Max Vorwerk kümmerte sich um den Vorwerk-Einkauf

 

(kgc). Max Vorwerk wurde am 14. Dezember 1896 geboren und war neben Adolf junior und Wilhelm einer der drei Söhne von Adolf Vorwerk, der sich um die Besiedlung des Toelleturm- Viertels verdient gemacht hat und den Adolf- Vorwerk-Park anlegen ließ. Gestorben ist der Vater von Max Jörg Vorwerk. der 2003 den Vorwerkpark für die Öffentlichkeit öffnete. am 7. September 1981.

Mitten in einer für das Vorwerk- Gummiwerk auf dem Lichtenplatz schwierigen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg (I914-18), der Fabrikationsumstellung, war Adolf Junior plötzlich und unerwartet am 12. Januar 1920 an einer Grippe verstorben. Damit fehlte mit einem Schlag der führende Kopf des Gummiwerkes.

Max Vorwerk. der jüngste der drei Brüder, hatte sich nach seiner Rückkehr aus dem Krieg in der Hauptsache mit dem Gummiwerk beschäftigt und ließ sich von Adolf junior einarbeiten, weil ihm eine . gründliche Ausbildung fehlte. Die Praxis war sein Ding. Auch die allgemein-kaufmännischen Kenntnisse hatte er sich noch nicht aneignen können. Deshalb nahm der mittlere Bruder Wilhelm mit seinem gleichzeitig erfolgenden offiziellen Eintritt als Teilhaber von Vorwerk & Sohn die Leitung des Gummiwerks.

 

Wilhelm Vorwerk, von 1945 bis ) 967 Vorsitzender des Banner Verschönerungsvereins, hatte sich zuvor fast ausschließlich um den Textilbetrieb gekümmert, um bei der ursprünglich vorgesehenen Arbeitsteilung später in dessen Leitung aufzurücken.

Als neuen technischen Leiter stellte Vorwerk den Chef-Chemiker Dr. Heinrich Feuchter (ein Weg seines Namens zweigt von der Wettiner Straße ab) als Direktor ein. Unter seiner Leitung wurde das Werk maschinell modernisiert. personell rationalisiert und organisatorisch auf die Zukunft ausgerichtet.

Auch die Verkaufsorganisation wurde umgebaut. Isolierband wurde zum Verkaufsschlager und in einer Blechdosenverpackung geliefert. "Vorwerk" wurde zu einer Qualitätsschutzmarke. Gummiabsätze, Klöppeleinlagen. umklöppelte Fahrrad-, Luftpumpen- und Gasschläuche waren weitere Produkte. "Vorwerk"-EJastik-Reifen wurden entwickelt.

 

Nach einer gründlichen Ausbildung in verschiedenen auswärtigen Betrieben kehrte Max Vorwerk ins Wuppertal zurück und kümmerte sich in der Hauptverwaltung im Kleinen Werth 34 um den zentralen Rohmaterialeinkauf. Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums folgte Max Vorwerk um 10. April 1927 als Teilhaber ins Unter- nehmen.

Max Vorwerk wurde 1918 Mitglied der 1801 gegründeten ersten Banner Gesellschaft "Concordia" (vgl. Festschrift 125 Jahre Concordia Barmen, 1926, S. 69).

 

Am 7. September 1981 verstarb Max Vorwerk in Morcote.

Text: Klaus-Günter Conrads, 20.12.2020



Paulinenruhe erinnert an die Frau des Seifenfabrikanten Luhn

  

(kgc). Sophia Pauline Wink wurde am 12. Dezember 1841 geboren. Gestern wäre sie 179 Jahre alt geworden. Für den Barmer Verschönerungsverein ein guter Anlass, an die Namensgeberin und den Stifter für einen Ruhe- und Aussichtsplatz im Barmer Wald zu erinnern. Damals, 1914, war drum herum noch kein Wald und eine weite Sicht über die Konradshöhe hinaus möglich.

 

1865 heiratete Sophia Pauline Wink den Seifenfabrikanten August Luhn, mit dem sie sechs Söhne und eine Tochter bekam. Pauline Luhn war fast schon eine Managerin, denn sie forderte ihren Mann August auf: „Mache Dich selbstständig! Wenn Du morgen wieder keinen Mut hast, selbst zu kündigen, dann gehe ich zu Deinem Chef und kündige für Dich.“ August folgte dem klugen Rat seiner Frau und kündigte.

 

Die Fabrik

Die Seifenfabrik Luhn wurde am 8. Januar 1869 gegründet und war zeitweise die größte und modernste Fabrik ihrer Art mit Sitz in der Schwarzbach. Dort wurde zunächst Schmierseife hergestellt, für Sauberkeit für Mensch und Haus. Im Laufe der Jahre weiterte sich die Produktion aus. Bis 1972 war Luhns ein reines Familienunternehmen, da nach und nach die Söhne einstiegen. Nach 1972 wurde Luhn in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, wechselte die Besitzer. 2013 wurde die Produktion in Oberbarmen aufgegeben.

 

Pauline

Pauline Luhn war Neuem sehr aufgeschlossen. Sie schickte alle Söhne in die USA, um dort neue Erfahrungen zu machen. So soll sie auch die „Seifenflocken“ „erfunden“ haben, damit sich die Seife bei der „großen Wäsche“ schneller auflöste.

Sohn Peter war der einzige, der nicht in der Firma tätig war. Er wurde Drucker und gründete 1896 eine Druckerei, wo wohl auch die Reklame für Luhns gedruckt wurde. Ein Kochbuch wurde für zwei Mark verkauft. Peters Sohn Hans Peter wanderte in die USA aus, war dort ein bekannter Erfinder, beispielsweise bei IBM. Er erfand die Luhn Algorythmen und KWIC Indexierung, wichtig für die Entwicklung der Computer.

 

 

Krankheitsbedingt ließ sich Pauline fast täglich im Rollstuhl zu einem Aussichtspunkt nah am Toelleturm fahren, um die Aussicht zu genießen. Seit der Jahrhundertwende lebte die Familie in einer großen Villa in der Sachsenstraße 18. Das Haus wurde am 30. Mai 1943 durch einen Bombenangriff zerstört. Pauline starb am 8. Juli 1911 in ihrer Villa. Zu ihrem Gedenken ließ ihr Mann August 1914 im Barmer Wald, unweit vom Höhenweg, einen Aussichtsplatz anlegen und mit Bänken ausstatten: die „Paulinenruhe“. Die Söhne sorgten mit weiteren Zuwendungen für den Erhalt dieses Plätzchens, dessen schöne Weitsicht durch wachsende Bäume verstellt wurde.

 

August Luhn starb am 17. Dezember 1915, beide sind auf dem Friedhof Heckinghauser-/ Brändströmstraße beigesetzt.

 

Die Sachsenstraße 18 und 18a

1995 haben Peter und Karla Krah das halbe Grundstück Sachsenstraße 18 gekauft und bekamen die Haus-Nr. 18 a. Etwas später erfuhr das Paar, dass dort die Villa der Familie Luhn, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, gestanden hat. Der Bagger fand beim Graben ein Fundament und hatte plötzlich Reste eines Kellers unter seiner Schaufel. Es war Luhns Keller gewesen. Nach fünf Jahren zogen Krahs in die Hohenzollernstraße 24. Einer von Paulines Söhnen bewohnte bis zum Bombenangriff Haus-Nr. 22. Seit 2017 wohnt Karla Krah in der Emilstraße. Der Name Luhn lässt sie nicht los: Einer von Paulines Enkeln – Günter Luhn – hat in der Emilstraße 92 gewohnt.

 

In der BVV-Kommission „Erinnerungskultur“ hat Karla Krah die Patenschaft für „ihre Pauline“ übernommen und schlüpft bei öffentlichen Anlässen in Paulines Rolle.

Text: Klaus-Günter Conrads, 13.12.2020



Hermann Wahl wäre 180 Jahre alt geworden

 

Nach ihm ist im Barmer Wald ein Weg benannt: „Wahlweg“

 

Größtes Textilhaus am Platze

1864, dem Gründungsjahr des Barmer Verschönerungsvereins, ist der am 1. November 1840 (vor 180 Jahren!) geborene Hermann Wahl, Sohn von Saul und Amalie Wahl, in die Geschäftsleitung des Barmer Textilhauses „S. & R. Wahl“ an der Werther Straße 2 eingetreten und trat nach dem Tode seines Vaters 1867 in dessen Fußstapfen. 

Er galt nicht nur als solider Kaufmann, sondern auch als weltoffener Mensch und Kunstmäzen, war Verfasser von „lokalen Lustspielen und Schwänken“. Die private Lebensführung war bescheiden.

Wahl muss ungewöhnlich zielstrebig gewesen sein, denn er hielt nicht nur das kaufmännische Streben im Auge und wollte Gewinne erzielen. Auch das Betriebsklima lag ihm am Herzen. Immerhin zählte das Personal um die Wende zum 20. Jahrhundert etwa 200 Angestellte und Arbeiter. Hermann Wahl hat deutlich gemacht, dass er sich als deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens empfand. Deshalb war es für ihn selbstverständlich, Vorbild zu sein und ehrenamtlich in Berufsorganisationen, etwa dem Detaillistenverband (vergleichbar dem heutigen Einzelhandelsverband) tätig zu sein. Schon 1893 wurde der Mitglied der Barmer Handelskammer und blieb es bis zu seinem Tod. Dass er mit Adolf Vorwerk, Albert Molineus und anderen zu den Förderern des Projektes Barmer Bergbahn gehörte, zeigt seine weltoffene und dem Fortschritt zugewandte Haltung.

 

Text: Klaus-Günter Conrads; Sonntagsblatt 08.11.2020



Johannes Langermann

ist am 24. Oktober 1848, vor 172 Jahren geboren worden. Wegen seiner Verdienste wurde ihm am Höhenweg im Barmer Wald ein Denkmal gesetzt. Dieses Denkmal besteht aus einem Steinwürfel auf einem kleinen, runden Platz. Über der Inschriftentafel befand sich bis zum Zweiten Weltkrieg ein Bronzebildnis Langermanns von Wilhelm Koopmann. Am 1. April 1951 konnte das Denkmal erneut eingeweiht werden, nachdem die Kriegsschäden beseitigt worden waren. Im Herbst 1985 erneuerte der Barmer Verschönerungsverein die verwitterte Inschriftentafel und änderte diese dabei leicht ab.

Johannes Langermann, geboren am 24. Oktober 1848 in Broock, vollendete 1878 das Lehrer-Seminar und arbeitete von 1880 bis 1906 in Barmen.

 Der engagierte Lehrer wurde zum Schulreformer und träumte von einer Schule, in der die Schüler frei die eigene Persönlichkeit entwickeln könnten, ohne dass Staat oder Kirche in die Erziehung eingriffen. Er sah es als Aufgabe des Lehrers an, die Talente eines Kindes zu fördern und zu entwickeln. Seine Ideen brachten ihm zahlreiche Anhänger auch im fernen Ausland ein, so sandte ihm der japanische Kultusminister, der in Deutschland studiert hatte, um 1900 ein wertvolles Schwert. Sein Erziehungsprinzip formulierte Langermann in knappen Thesen: “Nicht Stoffanhäufung — sondern Kraftentwicklung; nicht Wissen — sondern Können; nicht Zwang — sondern freies, freudiges Wollen; nicht Konkurrenz — sondern Ergänzung; nicht Isolierung — sondern organische Eingliederung; nicht Lernen zu Prüfungszwecken — sondern Erleben zum Zweck des Lebens.“

Langermann bekam nach 1906 die Möglichkeit, seine Ideen in Darmstadt (Stein-Fichte-Schule) und Oberstdorf (Stillach-Schule) zu verwirklichen. Er starb am 28. Juli 1923 und wurde in Lüdenscheid beigesetzt, wo ihm der Westfälische Lehrerverein zu seinem 100. Geburtstag 1948 auf dem Bergfriedhof ein Grabmal errichtete.

 Text: Klaus-Günter Conrads; Sonntagsblatt 25.10.2020



Wilhelm Werlé war für Barmer Anlagen treibende Kraft

 

Wilhelm Werlé, nach dem eine Straße in Heckinghausen benannt ist, wurde am 26. September 1804 geboren. Ihm ist ein Denkmal in den unteren Barmer Anlagen gewidmet.

 

Wilhelm Werlé (1804-1880) war Leiter der Barmer Erleuchtungsanstalt und Initiator für die Barmer Anlagen. 

Er wollte in der Zeit der Industrialisierung verhindern, dass die immer mehr aus dem Tal auf die Wupperhänge drängenden Textil- und Textilmaschinen drängenden Firmen („Barmer Artikel“) für Natur keinen Platz mehr ließen.daran, dass am Rande des Parks, im Fischertal an der Oberen Lichtenplatzer Straße ein Heim für verlassene Kinder gebaut werden konnte. Das spätere Altenheim wurde erst jüngst abgerissen.

Werlé initiierte die am 8. Dezember 1864 erfolgte Gründung des Barmer Verschönerungsvereins und mit Wegbegleitern beschaffte er Geld und ließ im ersten Schritt vom Düsseldorfer Hofgartendirektor Joseph Clemens Weyhe die unteren Anlagen gestalten. Der BVV war also eine frühe Bürgerinitiative „pro Grün“, als man diesen Namen noch nicht kannte. Später wurden daraus die 100 Hektar großen Barmer Anlagen. Dass Werlé auch ein Herz für Kinder hatte, zeigte sich

 

 Text: Klaus-Günter Conrads; Sonntagsblatt 18.10.2020